pilgertreffen

pilger und pilgerinnen sind gerne mit „gleichgesinnten“ zusammen, weil sie einander verstehen. in ihrem „normalen“ umfeld werden sie oft nicht verstanden. jedes treffen ist ein weiteres weg-stück.

1. pilgertreffen in alsfeld, märz 2014

auf meinem pilgerweg nach Santiago habe ich menschen aus 27 länder kennen gelernt. die meisten waren aber deutsch sprechend, aus österreich, deutschland, holland und der schweiz. für mein pilgerprojekt „bank am weg“ war ich im märz im sauerland. mike und felix wollte ich da besuchen, daraus hat sich das erste pilgertreffen entwickelt.

im letzten frühling habe ich das buch „aufbruch zur achtsamkeit“ / „wie pilgern unser leben verändert“ von franz alt; bernd lhose und helfried weyer gelesen. es ist eine sehr eindrückliche Schilderung vom und über den olavsweg in norwegen. es geht über den weg hinaus. über das „was ist danach“.

ich möchte dazu nur einen kleinen abschnitt aus dem abschnitt -den weg in den alltag mitnehmen- zitieren:

wo bin ich, pilger, pilgerin an diesem tag?
wo komme ich her?
wo habe ich geschlafen? wen habe ich getroffen?
wie ging es mir gestern?
und wie geht es mir heute?
ich schaue voraus. da gibt es noch einen weg zu gehen.
ich bin noch nicht am ziel.
wer bin ich jetzt.

pilger und pilgerinnen sind gerne mit „gleichgesinnten“ zusammen, weil sie einander verstehen. in ihrem „normalen“ umfeld werden sie oft nicht verstanden. das treffen war ein stück auf dem weg „danach“.

2. pilgertreffen in alsfeld, märz 2015

freitag abend:

… aus allen himmelsrichtungen reisen sie an, aus der nähe, aus der ferne, aus der schweiz. wir treffen uns wieder bei mike. nachdem wir eingecheckt haben, machen wir uns auf den weg zu seinem haus. karl heinz ist schon da. dagmar, martina und ich kommen dazu. wir fallen uns in die arme, wenn feuchte augen, feuerwerk wären, würde das haus wohl aus den fundamenten gehoben.

wir kennen uns, der wintergarten wird wieder zur herberge, jeder hat was mitgebracht, essen in hülle und fülle. geschichten von unserem camino und vor allem von unserem camino danach, machen die runde, wetteifern miteinander, kerstin und ein freund von mike kommen dazu, oft werden wir still. die zeit steht voll auf der bremse, aber die geschwindigkeit unserer erzählungen ist nicht aufzuhalten, irgendwann müssen auch pilger schlafen…

samstag gegen mittag:

… wie auf dem camino; „schlafen, essen, laufen“. nach dem ausgiebigen frühstück steigen wir hinter dem haus von mike die strasse hoch, richtung „reibertenrod“.  laufschuhe, pilgerhut, rucksack, wasserflasche, querfeldein. der winter bläst uns kalt ins gesicht. nach etwa neun kilometer erreichen wir die antrifttalsperre, stärken uns an dem herrlichen sträuselkuchen und genehmigen uns im restaurant ein wärmendes getränk. die restlichen acht kilometer über „leusel“ werden leichten fusses zurückgelegt.

samstag abend:

… kurz die beine hochlegen, duschen, wie auf dem camino. dann essen, herrliches aus der vegetarischen küche von mike. an diesem abend kommt auch die karin und einige kollegen und eine kollegin von mike, sie möchten meine bilder vom camino 2013 sehen. ich richte den beamer ein, die ersten bilder spiegeln sich in den augen, wir, die wir auf diesem camino waren, tauchen ein, die anderen saugen die momente und geschichten auf, machen sich eigene bilder. fragen, bemerkungen, erkennungen tauchen auf, grad so wie felix plötzlich in der türe steht.

wir tauchen immer tiefer, wir wissen, dass wir auch wider auftauchen müssen, wir tun es, aber langsam. wir kennen uns, erst stunden, tage, länger nicht, oder? wir kennen uns viel länger, wir kennen unsere leben, unsere geschichten, wir sind bestandteil davon geworden.

sonntag mittag:

… camino, man trifft sich, man geht ein stück zusammen… wir sind im moment nicht auf dem camino, einige fahren in die skiferien, andere fahren nach hause, mike und felix bleiben. camino ist anders, wir sind auf dem camino des realen lebens, viele sehnen sich wieder nach dem camino, „unserem“ camino.

ihr habt es gemerkt, ich habe in diesem abschnitt sieben mal camino geschrieben. er und seine menschen sind mir wichtig.

lieber mike und felix,

ihr habt uns wieder in euer haus eingeladen, pilger brauchen auch ein dach über dem kopf, damit die beine sich erholen können, oder umgekehrt?

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geh-lassen-heit, ob in der realen welt oder auf dem camino

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